FLOSKEL DES MONATS

Hitzerekord

14.09.2022

Wir bitten um Verzeihung! Nach der Floskel des Monats „Wetter spielt verrückt“ im Mai ereilt Sie nun erneut ein Hagelsturm der Gefühle zur "grünen Ausgabe" des journalists

Dabei haben wir hier seit 2016 schon des Öfteren die gesamte Klaviatur der Wetterfloskeln vorgestellt: beispielsweise die kalten beziehungsweise warmen Temperaturen, ein angeblich fallendes, rutschendes, kletterndes oder steigendes Thermometer, das Wetterchaos – und Greenwashings wie klimaneutral. Die Floskelwolke meint: Die Schneise der Verwüstung an unsäglichen, abgenutzten und schiefen Sprachbildern rund um Wetter, Witterungen und Klima(-wandel) hinterlässt tiefe Furchen im Journalismus.

Eine weitere Irritation bei Wetterfloskeln sehen wir zunehmend im Subtext: Jubel, Trubel und Heiterkeit machen sich in Meldungen breit, wenn von "Rekorden" und "Spitzenwerten" gesprochen wird, als wären sie ein Warmlaufen für die Olympischen Spiele: "Großbritannien hat den Temperaturrekord geknackt", "Schaffen wir den Hitzerekord?" oder "Berlin glüht am Temperatur-Rekord" titelten die großen Nachrichtenmedien in diesem Sommer. Wenn nach Hitze und Dürre auch noch ein "meteorologischer Quantensprung" vollzogen wird, gratulieren wir zum Erdrutschsieg für Buzzwords und Clickbait! Das Sprachchaos ist perfekt. 

Dabei ist das oft nicht so gemeint, eher fahrlässig so dahingeschrieben, um das Ding schnell rauszuhauen. Und dennoch sollte man sich im Journalismus bewusst sein: Temperaturen jenseits der 30 Grad Celsius sind für die meisten Lebewesen eine hohe gesundheitliche Belastung. Es ist gefährlich, Menschen sterben. 

Dieser heftigen Situation mit ständig netten Titelbildern von badenden und glücklich aussehenden Leuten zu begegnen oder jene, die nicht in dieses frische Nass können, mit falschen Empfehlungen zum Lüften der Wohnungen zu informieren und dann von Rekorden zu fabulieren, tragen ihr Übriges dazu bei, dass am Vertrauen in die Berichterstattung gekratzt wird. 

Wie sich Floskeln und Phrasen im Journalismus ausbreiten, machen Sebastian Pertsch und Udo Stiehl mit der sprach- und medienkritischen Floskelwolke sichtbar. Hier stellen sie Begriffe oder Formulierungen vor, mit denen KollegInnen besonders häufig danebenliegen.

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