Autorisierungs-Ärger

(K)ein Interview mit Gabor Steingart

02.10.2019

Ex-Handelsblatt-Chef Gabor Steingart gilt als furchtlos und meinungsstark. In Berlin baut der 57-Jährige gerade ein Medienunternehmen auf, dessen Anspruch er selbst mit „100 Prozent Journalismus. Keine Märchen“ beschreibt. journalist-Autorin Catalina Schröder hat sich Anfang September mit Steingart zu einem rund einstündigen Interview getroffen, in dem es um sein Ausscheiden beim Holtzbrinck-Verlag, seine Pläne mit dem Medienschiff und seine Haltung als Journalist ging. Dann kam es zur vereinbarten Autorisierung – und dabei zeigte sich der Medienpionier von einer anderen Seite. Erst versuchte Gabor Steingart, seine Antworten umzuschreiben und in die Fragen der Autorin einzugreifen. Später ließ er über seinen Anwalt Christian Schertz mitteilen, dass er seine Aussagen komplett zurückzieht. Wir dokumentieren das Interview hier trotzdem und haben Steingarts Antworten weggelassen. Denn auch so kann man viel über Gabor Steingart und seine journalistische Haltung erfahren. Von Catalina Schröder (Interview) und Jan Michalko (Fotos)

Die journalist-Redaktion wehrt sich gegen massive Eingriffe bei der Autorisierung – und hat bei einem Interview mit Gabor Steingart in der Oktober-Ausgabe die Antworten komplett geschwärzt.

journalist: Herr Steingart, manche Menschen träumen davon, sich eines Tages selbstständig zu machen und ihr eigener Chef zu sein. Gehörten Sie früher auch dazu?
Gabor Steingart:

 

 

journalist: Also ging es bei Ihrem Rauswurf gar nicht um den viel zitierten Newsletter Morning Briefing, in dem Sie über den Machtkampf in der SPD und den „perfekten Mord“ des damaligen Kanzlerkandidaten Martin Schulz an Sigmar Gabriel sinniert haben? Handelsblatt-Verleger Dieter von Holtzbrinck hatte sich ja damals sogar bei Martin Schulz dafür entschuldigt.

Gabor Steingart:

 

 

journalist: Reden Sie und Holtzbrinck heute noch miteinander?

Gabor Steingart:

 

 

journalist: Auf der Website Ihrer Firma Media Pioneer steht: „100% Journalismus. Keine Märchen.“ Erzählen außer Ihnen alle Medien Märchen?

Gabor Steingart:

 

 

journalist: Inwiefern war die aus Ihrer Sicht zweifelhaft?

Gabor Steingart:

 

 

journalist: Mal abgesehen vom Spiegel: Erzählen andere Medien Ihrer Meinung nach auch Märchen?

Gabor Steingart:

 

 

journalist: Wieso sollten die Leute Ihnen glauben, dass Sie es besser machen?

Gabor Steingart:

 

 

journalist: Spiegelt Ihr Team die Gesellschaft wider?

Gabor Steingart:

 

 

journalist: Sie wollen Ihr Team ja noch vergrößern. Werden Sie künftig verstärkt darauf achten, die Gesellschaft besser zu repräsentieren?

Gabor Steingart:

 

 

journalist: Sie sind für scharfe, oft auch polemische Analysen bekannt. Braucht es diesen Ton, um als Journalist gehört zu werden?

Gabor Steingart:

 

 

journalist: Gehört es zu Ihrem journalistischen Stil – sagen wir es auch mal polemisch und knallhart – andere zu beleidigen? Annegret Kramp-Karrenbauer haben Sie kürzlich eine Landrätin aus dem Saarland genannt. Über Ex-SPD-Kanzlerkandidat Schulz haben Sie damals geschrieben: Wer es mit einer promovierten Physikerin wie Merkel aufnehmen wolle, müsse eine „Dachstube mit Innenausbau“ vorweisen. Und Sie haben ihm vorgeworfen, dass er kein Abitur hat.

Gabor Steingart:

 

 

journalist: Man kann aber auch sagen: Das ist ein Mann aus dem Volk. Viele Menschen in Deutschland haben kein Abitur. Warum sollten die nicht für das Kanzleramt kandidieren dürfen?

Gabor Steingart:

 

 

journalist: Sind Sie denn rückblickend der Meinung, dass Sie Martin Schulz beleidigt haben?

Gabor Steingart:

 

journalist: Und Sie?

Gabor Steingart:

 

journalist: Gibt es zu viele harmlose Journalisten?

Gabor Steingart:

 

 

journalist: Woran machen Sie das fest?

Gabor Steingart:

 

 

journalist: Sie würden kein Buch mit einem Politiker schreiben?

Gabor Steingart:

 

 

journalist: Apropos große Nähe: Es gab mal ein Treffen von Ihnen und Steve Bannon, dem ehemaligen Chefstrategen von Donald Trump. Er ist außerdem der ehemalige Leiter von Breitbart News, einem Nachrichtenportal, das als rechtspopulistisch bis rechtsaußen gilt. Nach dem Treffen haben Sie ein Foto von Bannon und sich getwittert. Sie beide sehen darauf aus, als würden sie sich zumindest sehr gut verstehen. Würden Sie das heute wieder machen?

Gabor Steingart:

 

journalist: Gibt es für Sie keinen Unterschied zwischen einem reinen Treffen und einem Foto, auf dem Sie sich freudestrahlend mit dieser Person zeigen?

Gabor Steingart:

 

 

journalist: Aber ein Foto wie das mit Bannon transportiert auch eine Haltung.

Gabor Steingart:

 

journalist: Mit Ihnen und Herrn Schulz hätte es so ein Foto nicht gegeben.

Gabor Steingart:

 

journalist: Sie sagen selbst, dass Sie Martin Schulz nicht für fähig hielten. Hätten Sie sich dann derart freudestrahlend mit ihm auf einem Foto gezeigt?

Gabor Steingart:

 

journalist: Die Twitter-Kommentare unter dem Foto mit Steve Bannon lasen sich aber so, als würden die Leute daraus Ihre Zuneigung oder Gesinnung erkennen.

Gabor Steingart:

 

 

journalist: Gibt es eigentlich ein Medium, über das Sie sagen: Die machen gute Arbeit?

Gabor Steingart:

 

 

 

journalist: Sie lassen gerade ein Schiff bauen, das ab Frühjahr 2020 Ihr Redaktionssitz werden soll und täglich auf der Spree fahren soll. Wieso braucht Journalismus ein Schiff?

Gabor Steingart:

 

 

 

journalist: Auf Ihrer Website steht, dass Sie ab Herbst auch Veranstaltungen anbieten. Was planen Sie genau?

Gabor Steingart:

 

 

 

journalist: Und wie können die Leute sich daran beteiligen?

Gabor Steingart:

 

 

 

journalist: So viel zum Thema „Journalismus muss ein Spiegel der Gesellschaft“ sein. Das ist doch ein absolutes Luxus-Angebot.

Gabor Steingart:

 

 

journalist: Trotzdem wird sich längst nicht jeder angesprochen fühlen.

Gabor Steingart:

 

 

journalist: Bisher gibt es aus Ihrem Haus einen kostenlosen Newsletter und einen kostenlosen Podcast, Sie verdienen also noch kein Geld. Wie haben Sie denn Ihr 20-köpfiges Team bezahlt, bevor Axel Springer vor einigen Wochen 36 % Ihrer Firmenanteile übernommen hat?

Gabor Steingart:

 

 

journalist: In Zukunft sollen auch Ihre Leser und Hörer Aktionäre werden können. Haben sich schon Leute gemeldet, die Interesse haben?

Gabor Steingart:

 

 

journalist: Das stelle ich mir wahnsinnig anstrengend vor.

Gabor Steingart:

 

.

 

Catalina Schröder arbeitet als Wirtschaftsjournalistin in Hamburg. Jan Michalko ist Fotograf in Berlin.

Hier lesen Sie die Hintergründe zu dem geschwärzten Interview.

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