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Kreislaufwirtschaft als Weg aus der Klimakrise

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Unser Wirtschaftssystem hat uns in eine Sackgasse geführt. Der World Wide Fund For Nature (WWF) schlägt als Ausweg die Kreislaufwirtschaft vor: weniger Ressourcenverbrauch, weniger klimaschädliche Emissionen, weniger Abfall – nach Meinung der Umweltschutzorganisation „der Wirtschaftsstandard der Zukunft“. Doch wie wird aus der linearen Wirtschaft eine funktionierende Kreislaufwirtschaft?

In diesem Beitrag:

Kreislaufwirtschaft ist ein Ausweg. Kaum ein Weg führt schneller aus der Klima- und Biodiversitätskrise. Deutschland braucht eine funktionierende Kreislaufwirtschaft, wenn das Land ein führender Industriestandort bleiben möchte und seine Klimaziele erreichen will. So weit, so einfach. Das Problem ist: Bisher gibt es in Deutschland zwar eine funktionierende Abfallwirtschaft, die nimmt jedoch nur das richtige Wegwerfen in den Blick. Der Sprung zu einer echten Kreislaufwirtschaft scheint groß. Dabei benötigt er zunächst ein Umdenken im Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen. Der Gedankensprung nimmt den minimalen Einsatz und den Erhalt von Ressourcen wie zum Beispiel Metalle oder Kunststoffe in den Mittelpunkt, nicht ihre Beseitigung. Ist dieser Gedankensprung in Richtung einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft gemacht, ergeben sich die weiteren konkreten Schritte: neues Produktdesign, neue Materialen und neue Geschäftsmodelle.

Neustart des Wirtschaftslebens

Doch wieso stehen wir an einem Punkt, an dem unser Wirtschaftsleben einen Neustart braucht? Weil zum Beispiel Kettensägen wie selbstverständlich durch den tropischen Regenwald des Amazonas rattern, durch eines der artenreichsten Gebiete des Planeten. Im Durchschnitt verschwinden jedes Jahr mindestens 14 Millionen Hektar Wald, besonders in den Tropen. Das sind umgerechnet fast 20 Millionen Fußballfelder. Unser Ressourcenhunger ist riesig. Für ihn müssen natürliche Lebensräume weichen und mit ihnen auch die Tiere und Pflanzen. Große, artenreiche Flächen werden zu landwirtschaftlichen Nutzflächen umgewandelt, Bergbau und Minen vergiften beim Abbau von Kupfer, Lithium oder Kobalt das für den Menschen überlebenswichtige Trinkwasser in Flüssen und Seen. Straßen, Bahnschienen oder auch Staudämme zerschneiden Lebensräume gefährdeter Arten. 75 Prozent der Lebensräume an Land, 40 Prozent der Meereslebensräume und die Hälfte der Süßwasserströme sind heute schwerwiegend verändert. Feuchtgebiete sind ausgetrocknet, Böden ausgedörrt, ganze Ökosysteme zusammengebrochen.

"Deutschland braucht eine funktionierende Kreislaufwirtschaft, wenn das Land ein führender Industriestandort bleiben möchte und seine Klimaziele erreichen will."

Die Übernutzung der Rohstoffe des Planeten ist ein erschreckender Dauerzustand. Wir bräuchten mehr als eine Erde, der sogenannte Weltübernutzungstag rückt Jahr für Jahr vorne. Doch wir haben eben nur die eine Erde. Unser Wirtschaftsleben braucht einen Neustart, eine Wende hin zu einem schonenden Umgang mit den wertvollen Ressourcen und Reserven unseres Planeten. Das lineare Wirtschaftssystem des „Produzieren-Nutzen-Wegwerfen“ hat uns in eine Sackgasse geführt. Die Kreislaufwirtschaft führt uns aus dieser Sackgasse heraus. Sie erhält den Wert von Produkten und den in ihnen enthaltenen Rohstoffen und Materialien am Ende der Nutzungsphase. Die Umstellung zu Wirtschaften im Kreislauf bedeutet einen Wandel im Umgang mit den Rohstoffreserven des Planeten. Weniger Ressourcenverbrauch, weniger klimaschädliche Emissionen, weniger Abfall – der Wirtschaftsstandard der Zukunft, um die größten Herausforderungen unserer Zeit anzugehen, die Klimakrise und der Verlust der Artenvielfalt. Alles ist ein Kreislauf, auch die Menschen sind ein Teil davon.

Bisher sind nur 8,6 Prozent der globalen Wirtschaft zirkulär, ein niedriger Wert, der sogar stagniert. Dies zeigt der „Circularity Gap Report“, den die Initiative Circle Economy zuletzt im Januar 2021 veröffentlicht hat. Circle Economy bringt sektorübergreifende Interessenvertreter:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Nichtregierungsorganisationen und Regierungen zusammen, um den Jahresbericht, aus dem die deutliche Kennziffer hervorgeht, zu erarbeiten und zu bewerten. Der WWF unterstützt die Initiative.

Der aktuelle Gap-Report zeigt auch die Lücke beim Klimaziel auf, die mit einer Kreislaufwirtschaft statt linearer Wirtschaft geschlossen werden könnte. Schon die Verdopplung der weltweiten Zirkularität von 8,6 Prozent auf 17 Prozent reicht aus, um den Klimanotstand zu verhindern und die Erderhitzung unter zwei Grad zu begrenzen. Erschreckend ist jedoch, dass dem Gap-Report zufolge kaum ein Land auf dem Weg ist, eine funktionierende Kreislaufwirtschaft einzuführen, auch Deutschland nicht.

Wie wird aus der linearen Wirtschaft eine funktionierende Kreislaufwirtschaft? Damit die den Planeten schonende Wirtschaftsweise aufblüht und wächst, müssen Politik, Unternehmen und Gesellschaft als Dreiklang zusammenspielen – für ein nachhaltiges Wirtschaften innerhalb der planetaren Grenzen mit Vorteilen für alle. Die Umstellung nur in Teilbereichen wird nicht zu der Ressourcenwende führen, die zu einem gesunden Zusammenleben von Menschen, Natur und Planet reicht.

Die Politik muss den verlässlichen Rahmen vorgeben

Gerade für ein rohstoffarmes Land wie Deutschland spielt Kreislaufwirtschaft die Schlüsselrolle auf dem Weg zu einer wettbewerbsfähigen und umweltfreundlichen Wirtschaft in den nächsten Jahrzehnten. Die Politik muss deshalb einen verlässlichen Rahmen setzen, um der Wirtschaft die Sicherheit und das Vertrauen bei der Umstellung ihrer Prozesse und Produkte zu geben. Die Stärkung führt langfristig zu einer größeren Unabhängigkeit bei der Rohstoffsicherung, schafft neue Arbeitsplätze und wird zu einem wirksamen Instrument, um die Klimaschutzziele und den Erhalt der Biodiversität zu erreichen.

Doch in Deutschland gibt es keine Kreislaufwirtschaft, sondern nur eine funktionierende Abfallinfrastruktur. Schuld daran ist der Flickenteppich aus Gesetzen, unverbindlichen Zielsetzungen und unklaren Zuständigkeiten. Es fehlt eine ganzheitliche Strategie für eine regenerative Kreislaufwirtschaft, die den verschwenderischen Einsatz von Ressourcen minimiert, einen bewussten Konsum und kreislauforientierte Geschäftsmodelle fördert und damit auch klimafeindliche Emissionen und Energieverschwendung verhindert.

"Im Durchschnitt verschwinden jedes Jahr mindestens 14 Millionen Hektar Wald, besonders in den Tropen. Das sind umgerechnet fast 20 Millionen Fußballfelder."

Der WWF und das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie haben die Eckpunkte für eine Strategie entworfen und vier zentrale Hebel identifiziert, die die Einführung einer ganzheitlichen Kreislaufwirtschaftsstrategie beschleunigen. Das Impulspapier „Vom Flickenteppich zu einer echten Kreislaufwirtschaft“ ist in engem Austausch mit mehr als zwei Dutzend wissenschaftlichen, politischen und zivilgesellschaftlichen Akteuren sowie Unternehmensverbänden entstanden. Soll dieses Jahrzehnt zu einem Modernisierungsjahrzehnt werden, muss die nächste Bundesregierung eine Strategie für Kreislaufwirtschaft im Koalitionsvertrag fest verankern. Ansonsten bleiben die politischen Ankündigungen von einem Aufbruch nach der Bundestagswahl nur leere Phrasen. Das Impulspapier legt einen konkreten Vorschlag auf den Tisch.

Eine Kreislaufwirtschaft erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Sie bedenkt bereits die Rohstofferzeugung, überlegt das Produktdesign bis hin zum Gebrauch und zur Rückführung von Material am Nutzungsende eines Produkts. Die vom WWF und dem Wuppertal Institut entwickelten Hebel für eine Kreislaufwirtschaftsstrategie lauten:

  1. Mit nationalen Kreislaufwirtschafts-Zielen lässt sich langfristig verbindlich planen und investieren.
  2. Mit dem Zugang zu transparenten Produktinformationen wird der Grundstein für eine Kreislaufwirtschaft mit zirkulärem Produktdesign, öffentlicher Beschaffung und nachhaltig ausgerichtetem Konsum gelegt.
  3. Mit der Bevorzugung zirkulärer Produkte und Dienstleistungen auf der Basis verbindlicher Vorgaben für die öffentliche Beschaffung lässt sich der Markt in Richtung wachsende Angebotsvielfalt bewegen.
  4. Mit einer Primärrohstoffsteuer und Einsatzquoten für Sekundärrohstoffe lässt sich der Aufbau von Sekundärrohstoffmärkten fördern.

Deutschland kommt beim Einführen einer Kreislaufwirtschaft nur schleppend voran. Andere europäische Länder haben den einstigen Vorreiter bei der Abfallwirtschaft und sogenannten Weltmeister im Mülltrennen längst abgehängt. Dies zeigt die „Circular Material Use Rate“, erhoben vom Statistischen Amt der Europäischen Union. Diese Nutzungsrate wiederverwendbarer Stoffe misst den Anteil des zurückgewonnenen und wieder in die Wirtschaft eingespeisten Materials. Deutschland liegt nicht in der Top-5-Spitzengruppe und kommt nicht einmal über den EU-Durchschnitt.

In der EU sind andere Staaten aktuell Vorreiter in der Kreislaufwirtschaft: zum Beispiel die Niederlande mit einem 50-Prozent-Reduktionsziel für den Verbrauch von Primärrohstoffen bis 2030 oder Frankreich mit einem 30-Prozent-Reduktionsziel des Ressourcenverbrauchs bis 2030. Auch Deutschland braucht endlich konkrete Zielwerte und Vorgaben für die Reduktion des Ressourcenverbrauchs. In dem Zielsystem muss die Ambition deutlich werden, dass Deutschland im EU-Vergleich zulegen will. Der erste Hebel zu einer umfassenden Kreislaufwirtschaftsstrategie.

Als zweiten Hebel benötigen Nutzer:innen transparente Produktinformationen, um die Transformation zur Kreislaufwirtschaft mit ihrer Kaufentscheidung anzukurbeln. Auf Produkten sollten leicht verständliche Angaben zu Lebensdauer, Reparierbarkeit oder Recyclingfähigkeit stehen. Dafür muss die Politik auch die Hersteller:innen in die Pflicht nehmen, damit sie auf ihren Produkten transparent informieren. Das Verpackungsgesetz und des Elektro- und Elektronikgerätegesetz müssen als Bestandteil einer Kreislaufwirtschaftsstrategie um die entsprechenden Berichtspflichten erweitert werden.

"In der EU sind andere Staaten aktuell Vorreiter in der Kreislaufwirtschaft: zum Beispiel die Niederlande mit einem 50-Prozent-Reduktionsziel für den Verbrauch von Primärrohstoffen bis 2030 oder Frankreich mit einem 30-Prozent-Reduktionsziel des Ressourcenverbrauchs bis 2030."

Die öffentliche Hand kann den entscheidenden Anstoß geben, um eine Kreislaufwirtschaft in Schwung zu bringen. Bund, Länder, Städte und Gemeinden vergeben jährlich öffentliche Aufträge im Wert von bis zu 440 Milliarden Euro. Zur Förderung einer Kreislaufwirtschaft bleibt dieses Potenzial bislang weitgehend ungenutzt. Daher müssen zirkuläre Kriterien prioritär im öffentlichen Beschaffungswesen verankert werden – der dritte Hebel. Dazu gehört das Einführen verbindlicher zirkulärer Quoten für bestimmte Warengruppen wie Textilien, Bauvorhaben oder Papier. Bisher fehlen aber gerade auch Kommunen die Informationen und anwendbaren Konzepte, um zirkuläre Kriterien in ihrem Beschaffungswesen zu integrierten. Ein wichtiger Schritt, um dies zu ändern, ist die Erweiterung des Nationalen Aktionsplans für grüne Beschaffung um Elemente der Kreislaufwirtschaft.

Der Abbau von Primärrohstoffen verursacht unheimliche Kosten für Mensch und Umwelt, daher muss die Wirtschaft schleunigst auf den Einsatz von Sekundärrohstoffen umsteigen. Um den Sekundärrohstoff zu stärken, brauchen Primärrohstoffe einen Preis, der die ökologische Wahrheit widerspiegelt. Die Einführung von Mindestquoten für Sekundärrohstoffe ist der vierte zentrale Hebel für eine Kreislaufwirtschaft. Flankiert werden die Mindestquoten für Sekundärrohstoffe durch die Einführung einer Primärrohstoffsteuer. Dies stärkt Sekundärrohstoffmärkte und schließt Stoffkreisläufe der Wirtschaft.

Die zirkulären Wirtschaftsunternehmen sind fit für die Zukunft

Kreislaufwirtschaft minimiert den Einsatz von Ressourcen, auf den Fortschritt setzende Unternehmen sparen enorme Materialkosten ein. Der effiziente Umgang verschafft ihnen einen Wettbewerbsvorteil, ihre Geschäftsfelder sind widerstandsfähiger gegen Wirtschafts- und Beschaffungskrisen, ihr unternehmerisches Risiko sinkt – auch für die Gefahren durch Umweltkatastrophen und die zunehmende Klimakrise. Kurz: Mit der Einführung von Kreislaufwirtschaft werden Unternehmen fit für die Zukunft. Dies kann nur in ihrem eigenen Interesse liegen.

Das in diesem Sommer gestartete Verbundvorhaben CEWI von Stiftung 2°, Wuppertal Institut und WWF soll einen Beitrag zu unternehmerischer Umsetzung von Kreislaufwirtschaft in Deutschland leisten. CEWI zeigt ganz konkret Möglichkeiten auf, wie ein Wandel nicht nur zur Ressourcenschonung, sondern auch zum Klimaschutz beitragen, Innovationen vorantreiben und zum nachhaltigen und erfolgreichen Geschäftsmodell werden kann. Das Vorhaben, an dem sich mehr als 30 Unternehmen der deutschen Wirtschaft beteiligen, nimmt die Chancen und Möglichkeit entlang der Wertschöpfungsketten des Gebäude- und Automobilsektors in den Blick.

Gerade im Gebäudesektor besteht ein hoher Druck zur Veränderung. Im gesamten Lebenszyklus von Gebäuden entstehen hohe CO2-Emissionen. Die Bauwirtschaft ist weltweit ist für ein gutes Viertel der CO2-Emissionen verantwortlich. Zudem verursacht der Sektor 55 Prozent des gesamten Abfallaufkommens in Deutschland. Leichtbau, modulare Bauweise, alternative Nutzungskonzepte für Wohn- und Bürogebäude, zirkulärer Baustoffhandel, Wiederverwendung von Baustoffen und Komponenten sowie nachwachsende Rohstoffe: Es gibt viele Ansatzpunkte in der Bauwirtschaft, um zirkuläre Strukturen zu etablieren und Klima- und Ressourcenschutzpotenziale auszuschöpfen.

Der Kerngedanke des CEWI-Projekts ist es, die entscheidenden Akteure zusammenzubringen, um innovative Geschäftsmodelle und Projektideen zu entwickeln. Dazu zu zählen zentrale Unternehmen der Bauwirtschaft sowie Teilnehmende aus Kommunen und Verbänden. Aus einer Vorstudie des CEWI-Projekts, das vom Bundesumweltministerium gefördert wird, haben sich bereits drei wichtige Hebel für den Bereich Gebäude herauskristallisiert. Diese sollen mit den Unternehmen konkretisiert werden und in Pilotprojekten und Konzepten weiter ausformuliert werden.

  • 1. Hebel: Steigerung der Produkt- und Materialeffizienz
    Mit dem Ziel, so wenig Rohstoffe/Materialien wie möglich einzusetzen, sollen vor allem die Potenziale des Leichtbaus sowie von modularer Bauweise erschlossen werden.
  • 2. Hebel: Verlängerung der Lebensdauer und effizientere Nutzung
    Um Produkte und Materialien so lange wie möglich und intensiv zu nutzen, werden neue Nutzungskonzepte für Wohn- und Bürogebäude als besonders interessant eingestuft, ebenso wie der zirkuläre Baustoffhandel und die Verbreitung von Geschäftsmodellen zur Wiederverwendung von Baustoffen und Komponenten.
  • 3. Hebel: Substitution von Rohstoffen und Materialen
    Nachwachsende Rohstoffe wie zum Beispiel Holz zeigen ein hohes Potenzial auf, um Materialien mit schlechter Ökobilanz oder gesundheitsgefährdende Stoffe abzulösen.

Auch die Automobilindustrie steht mächtig unter Druck. Die stetig steigenden CO2-Emissionen und der hohe Bedarf an Ressourcen sind die Treiber zu einer Kreislaufwirtschaft in diesem Sektor, wenn Deutschland der führende Standort für Autobauer bleiben soll. Auch hier zeigen sich bereits Lösungswege, die weiter ausformuliert und in Prozesse und Geschäftsmodelle integriert werden müssen: Recyclingorientierte Konstruktion, Rezyklateinsatz, Altfahrzeugverwertung, Leichtbau, Wiederaufbereitung und Wiederverwendung von Fahrzeugkomponenten sowie nachwachsende Rohstoffe. Diese Lösung verfolgt der zweite Strang des CEWI-Projekts.

Die Zivilgesellschaft entscheidet über den Erfolg der Kreislaufwirtschaft

Die Kreislaufwirtschaft hat nicht nur ökologische und ökonomische Vorteile, sondern auch soziale. Zum einen entstehen Arbeitsplätze, zum Beispiel in einer wachsenden Reparatur- und Wiederaufbereitungswirtschaft, zum anderen wird die Ausbeutung des globalen Südens mit katastrophalen Arbeitsbedingungen verringert. Damit der Wandel zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft gelingt, ist auch die Gesellschaft und ihr Konsumverhalten gefragt. Der Weg aus der Wegwerfgesellschaft gelingt nur mit handelnden Nutzer:innen.

Einfache und transparente Produktinformationen schaffen Bewusstsein für nachhaltigen Konsum und die Stärken der Kreislaufwirtschaft. Qualität steht vor Quantität bei zirkulären Produkten, bessere Materialen führen oft auch zu einer besseren Gesundheit der Menschen, wie etwa bei Kleidung oder Spielzeug. Mit einer hohen Lebensdauer und langen Garantien bei Handys und Computern sparen Nutzer:innen Kosten, im direkten Vergleich von Reparatur und Neukauf. Hohe Anschaffungskosten werden auch durch Sharing-Modelle eingespart.

Eine wichtige Stellschraube gegen die Klima- und Artenverlustkrisen ist und bleibt die Vermeidung. Dies zeigt sich bei Kunststoffverpackungen in Deutschland. Verpackung aufreißen und wegwerfen – unser Umgang mit Plastik versinnbildlicht ein sorgloses und verschwenderisches Konsummodell, das mit den planetaren Grenzen nicht vereinbar ist. Der Verbrauch von Kunststoffverpackungen steigt seit Jahren, gleichzeitig werden die Verpackungen immer komplexer und schwieriger zu recyceln. Dies zeigt auch die aktuelle Studie „Verpackungswende jetzt! So gelingt der Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe in Deutschland“ von WWF und SYSTEMIQ. Zu rund 90 Prozent werden Kunststoffverpackungen aus Neukunststoff gefertigt, über die Hälfte wird nach Gebrauch verbrannt. Jährlich sind das 1,6 Millionen Tonnen Kunststoffverpackungen im Wert von 3,8 Milliarden Euro. Bisher greifen Hersteller selten auf Recyclingmaterial zurück, bisher liegt der Einsatz von Rezyklat nur bei elf Prozent.

"Innovative Ideen, Konzepte und konkrete Handlungsempfehlungen liegen auf dem Tisch. Sie machen es möglich, Deutschland wettbewerbsfähig aufzustellen und auf eine zirkuläre Zukunft auszurichten, Rohstoffe und Materialien konsequent im Kreislauf zu führen und der Wirtschaft Planungssicherheit zu geben."

Der Einsatz von Plastik in Verpackungen schlägt den Bogen zurück zum Verlust unserer Artenvielfalt und dem verschwenderischen Einsatz von Ressourcen, die die planetaren Grenzen sprengen. Jahr für Jahr gelangen Millionen Tonnen Plastik in die Natur – in unsere Böden, unsere Gewässer und Meere. Kleinste Mikroplastikpartikel sind in unserem Trinkwasser und in unserer Nahrung nachweisbar. Die Eintragsquellen des Plastiks in die Umwelt sind vielfältig: Sie reichen von unachtsam weggeworfenem oder mangelhaft deponiertem Verpackungsmüll über den Reifenabrieb auf unseren Straßen bis hin zu Fasern aus unserer Polyesterkleidung, die sich beim Waschen lösen und Kläranlagen ungehindert passieren.

Es ist Zeit zu handeln. Innovative Ideen, Konzepte und konkrete Handlungsempfehlungen liegen auf dem Tisch. Sie machen es möglich, Deutschland wettbewerbsfähig aufzustellen und auf eine zirkuläre Zukunft auszurichten, Rohstoffe und Materialien konsequent im Kreislauf zu führen und der Wirtschaft Planungssicherheit zu geben. Kreislaufwirtschaft ist Zukunftswirtschaft. Es braucht systemische Veränderungen, um den primären Ressourcenverbrauch und das Abfallaufkommen zu reduzieren. Dies gelingt nur gemeinsam mit Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Eine umfassende Kreislaufwirtschaft muss Kernthema der nächsten Bundesregierung werden. Auch wenn alle Parteien in ihren Wahlprogrammen das Thema Kreislaufwirtschaft in unterschiedlicher Tiefe und Qualität abbilden, so fehlt es bei allen an einer übergeordneten Strategie, die Kreislaufwirtschaft als notwendiges Querschnittsthema in allen Politikbereichen fest verankert.

  • Einführungskurs in der WWF Akademie
    Eine wirksame, umfassende Kreislaufwirtschaft ist eine Schlüsselstrategie auf dem Weg zu einer klimaneutralen und ressourceneffizienten Wirtschaft. Der 45-minütige Online-Kurs „Circular Economy“ der WWF Akademie verschafft einen Überblick über die Grundlagen, Vorteile und Handlungspotenziale der Kreislaufwirtschaft. Die drei Module des Kurses sind in Kooperation mit dem Wuppertal Institut und der Stiftung 2° entstanden.

Alle bisher erschienenen Beiträge des WWF zum Thema "Nachaltiges Wirtschaften" finden Sie hier in der Übersicht.

Dieser Text ist ein bezahlter Gastbeitrag auf journalist.de. Der World Wide Fund For Nature (WWF) ist eine der größten und erfahrensten Naturschutzorganisationen der Welt und in mehr als 100 Ländern aktiv. Weltweit unterstützen ihn rund fünf Millionen Förderer. Das globale Netzwerk des WWF unterhält 90 Büros in mehr als 40 Ländern. Rund um den Globus führen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktuell 1300 Projekte zur Bewahrung der biologischen Vielfalt durch. Mehr Informationen.

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