„Wie können wir miteinander reden, wenn keiner mehr zuhört?“

Über ihre geflochtenen Zöpfe musste Moderatorin Aminata Belli schon mit einem Produzenten diskutieren. „Warum ist eine Flechtfrisur bei einer Schwarzen Frau nicht seriös, blonde geflochtene Haare bei einer weißen Frau sind aber in Ordnung?“ Foto: Tatsiana Tribunalova

Als Schwarze Frau erlebt Moderatorin Aminata Belli viel Hass auf Social Media. Im journalist-Interview erzählt sie, warum Hasskommentare heute nicht mehr an ihr abprallen, warum sie diese trotzdem nicht löscht – und wie Plattformen mehr Verantwortung übernehmen könnten.

Interview: Catalina Schröder

01.10.2025

journalist: Frau Belli, das erste Medium, an das sich viele Menschen erinnern, ist die Lokalzeitung auf dem Küchentisch oder der lokale Radiosender. Sie sind in einer Schausteller-Familie aufgewachsen, die von Jahrmarkt zu Jahrmarkt zog. Welche Kindheitserinnerungen haben Sie an Medien?

Aminata Belli: Wir waren als Familie an vielen Orten unterwegs, meistens irgendwo in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern oder Hamburg. Ich glaube, wir haben unseren Medienkonsum nicht dem Ort angepasst. Ich erinnere mich, dass meine Familie oft Bild gelesen hat. Und mein Opa hat immer die Lübecker Nachrichten gelesen. Wir haben aber auch viel ferngesehen.

Was haben Sie geguckt?

Viel NDR. Fernsehen, aber auch Radio. Deshalb bin ich so stolz, heute für den NDR zu arbeiten. Wir haben immer noch einen Schlüsselanhänger mit Walross Antje, dem Maskottchen des NDR. Ich glaube, der Anhänger ist älter als ich.

Welcher Schlüssel hängt daran?

Der Schlüssel zu unserer Halle. Dort stehen unser Wohnwagen und die Fahrgeschäfte, wenn sie gerade nicht gebraucht werden. Im Sommer stehen dort die Buden für die Weihnachtsmärkte.

Für alle, die Sie nicht kennen: Wie sind Sie aufgewachsen?

Meine Familie hat eine Schausteller-Tradition von über 300 Jahren: In meiner Kindheit bin ich mit meiner Mutter, meiner Oma und meinem Opa von Jahrmarkt zu Jahrmarkt gereist. Wir hatten eine Schießbude, Dosenwerfen, Crêpes-Stände und ein Fahrgeschäft. Als kleines Kind habe ich im Kinderwagen neben dem Autoscooter geschlafen. Später bin ich wöchentlich auf eine andere Schule gegangen.

Das stelle ich mir ziemlich anstrengend vor.

Einerseits ja, weil ich mich ständig neu beweisen musste. Andererseits kannte ich es nicht anders. Wir Schausteller-Kinder wurden oft belächelt und ich musste dann erklären, dass wir normale, zivilisierte Menschen sind. Ich wurde zum Beispiel häufig gefragt, wo wir uns waschen oder was wir essen. Absurd, aber für mich gehörte das dazu.

Hatten Sie eine Journalistin oder einen Moderator zum Vorbild?

Als Kind fand ich Arabella Kiesbauer ganz toll. Aber auch Britt Hagedorn und andere Talkshow-Moderatorinnen. Generell habe ich Talkshows geliebt. Nicht nur die am Nachmittag, sondern auch die anspruchsvolleren am Abend, wie die NDR-Talkshow. Solche Sendungen habe ich zusammen mit meinen Großeltern geschaut. Aus heutiger Sicht denke ich, dass meine Bewunderung für Arabella Kiesbauer auch mit Repräsentation zu tun hatte. Als Kind war mir das nicht so bewusst. Übrigens hatte ich auch schon sehr früh den Wunsch, zu schreiben.

Wer war hier Ihr Vorbild?

Carrie Bradshaw (lacht).

Die Kolumnistin aus der Serie „Sex and the City“.

Natürlich ist sie keine echte Person, aber ich wollte gerne Kolumnen schreiben. Ungefähr in der achten Klasse haben wir mal einen Tag bei den Lübecker Nachrichten verbracht, die ich ja von zu Hause kannte. Wir waren in der Redaktion und in der Druckerei und ab dem Tag wusste ich: Ich werde Journalistin.

Wie war das für Ihre Familie mit der Schausteller-Tradition, als Sie beschlossen haben, in den Journalismus zu gehen?

Gerade in der Corona-Krise haben mir viele von ihnen gesagt: Wie gut, dass Du noch etwas anderes kannst und nicht auf das Schausteller-Leben angewiesen bist. Ich habe lange Zeit beides gemacht: meine Karriere als Journalistin vorangetrieben und parallel auf Jahrmärkten gearbeitet. Erst vergangenes Jahr habe ich in Lübeck den kompletten Weihnachtsmarkt mitgemacht, weil jemand ausgefallen war und meine Familie Unterstützung brauchte. So ist das in Familienbetrieben: Wenn es brennt, kommt man und hilft.

Wie sind Sie Moderatorin geworden?

Parallel zu meinem ersten Job bei der Grazia hatte ich einen YouTube-Kanal gestartet. Es gab damals auf YouTube kaum Schwarze Deutsche, ich kannte Schwarze YouTuber nur aus den USA und der UK. Außerdem gab es noch keine Influencer oder Content Creator, so wie heute. Auf meinem Kanal habe ich einfach Dinge erzählt, die mich persönlich beschäftigt haben. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, die waren auch politisch. Aber damals habe ich mir darüber gar keine Gedanken gemacht.

Worüber haben Sie gesprochen?

Über meine Afro-Haare, über Identitätsfragen als Schwarze in Deutschland oder über Rassismus. Über den YouTube-Kanal kam dann mein erster Moderationsjob für RTL zustande.

Bis heute gibt es wenige Journalist:innen mit Migrationshintergrund in Deutschland und noch weniger mit Schwarzer Hautfarbe. Hatten Sie das Gefühl, dass es für Sie schwerer war, Fuß im Journalismus zu fassen?

Ich würde diese Frage wirklich gerne gut beantworten. Kann ich aber nicht, weil ich nicht weiß, wie mein Leben wäre, wenn ich nicht Schwarz wäre. Ich weiß auch nicht, wie es wäre, wenn ich keine Frau wäre. Wenn ich über das Thema lese, denke ich, es wäre ohne diese Eigenschaften bestimmt anders gelaufen. Ich weiß natürlich nicht, was über mich gesagt wird, wenn ich nicht dabei bin. Aber es hat noch nie jemand aus einer Redaktion aktiv zu mir gesagt, dass ich einen Job nicht bekomme, weil ich Schwarz bin. Oder andersrum: dass ich einen Job bekomme, weil ich Schwarz bin. Deshalb kann ich über diese Fragen immer nur spekulieren. Stellen müsste man sie eigentlich den weißen Menschen, die mitentscheiden, wenn Jobs vergeben werden.

Ihnen ist also im Journalismus noch nie offener Rassismus begegnet?

Mir wurde mal gesagt, wie ich meine Haare tragen soll, weil eine Flechtfrisur bei einer Schwarzen Frau angeblich nicht seriös aussieht. Das war ein Auftrag für einen großen öffentlich-rechtlichen Sender. Ich bin dann mit dem Produzenten ins Gespräch gegangen. Und ich weiß: Dieses Gespräch hätte so nicht stattgefunden, wenn ich weiß wäre. So etwas gibt es immer wieder.

Geht es dabei immer um Äußerlichkeiten?

Ja, aber das baut natürlich auf Rassismus auf. Warum ist eine Flechtfrisur bei einer Schwarzen Frau nicht seriös, blonde geflochtene Haare bei einer weißen Frau sind aber in Ordnung? Ob es jenseits von solchen Fragen Hürden aufgrund meiner Herkunft und Hautfarbe gibt, kann ich nicht beantworten. Vielleicht habe ich manche Erfahrungen auch verdrängt.
 

„Aber wenn ich höre, wie wenig Jugendliche Medien vertrauen oder davon ausgehen, dass absichtlich Falschinformationen geteilt werden, dann bin ich erschüttert.“
 

Wenn man sich anschaut, wie wenige Menschen mit Migrationshintergrund in deutschen Medienhäusern arbeiten, muss es diese Hürden ja geben.

Klar, aber jeder von uns wächst in seiner Blase auf und erlebt seinen Alltag als Normalität. Es ist schwer, solche Fragen objektiv zu beurteilen. Auf mich kommen viele junge Schwarze Menschen zu, die mir sagen, dass sie durch mich total motiviert sind, in den Journalismus zu gehen. Das finde ich toll. Andererseits habe ich in meinem Umfeld früher nur weiße Menschen erlebt und trotzdem gedacht: Das will ich auch machen!

Jenseits des Journalismus haben Sie auf den Jahrmärkten wiederum ganz offenen Rassismus erlebt.

Ja, da waren viele Nazis unterwegs.

Wenn die kamen, hat Ihre Mutter Sie versteckt.

Wenn ich irgendwo Glatzen gesehen habe, habe ich unglaubliche Angst bekommen. Das war vom Gefühl her so, als würde ich einem schrecklichen Monster begegnen. Es gab zum Beispiel einen Jahrmarkt in Mecklenburg-Vorpommern, auf den ich irgendwann nicht mehr mitkommen durfte, weil dort zu viele Nazis waren.

Hat Ihre Familie darüber gesprochen?

In meiner Familie wird nicht viel über Gefühle geredet. Es ging eher pragmatisch um die Frage, wie wir mit der Situation umgehen. Und da musste ich mich einfach verstecken. Ich war das einzige Schwarze Kind weit und breit. Wie hätte meine Familie sonst damit umgehen sollen, wenn eine Horde Nazis kam?

Wie gehen Sie heute damit um?

Was mich sehr beunruhigt ist, dass es heute wieder so viele Neonazis gibt, die oft wahnsinnig jung sind. Aber ich habe weniger Angst vor denen als früher. Trotzdem ist es noch immer so: Wenn irgendwo eine Demo angekündigt wird, ruft meine Mutter mich an und sagt: Geh da nicht hin und pass auf dich auf. Ich glaube, diese Angst wird niemals weggehen.
 

„Wie kann es sein, dass ein 22-Jähriger mir heute schreibt, ich solle nach Hause gehen und Baumwolle pflücken?“
 

Sie sind viel auf Social Media aktiv. Was erleben Sie dort bezüglich Hasskommentaren?

Die haben total zugenommen und funktionieren anders als früher. Auf Instagram zum Beispiel werden meine Reels heute potenziell allen Usern ausgespielt. Früher war das anders, da hat nur meine Community sie gesehen. Und seit Corona sind die Menschen wütender und aggressiver geworden. Das spüre ich sehr doll in den Kommentaren.

Was schreiben die Leute?

Generell werde ich als Frau im Internet ganz viel beschimpft – sexistisch oder rassistisch.

Prallt das an Ihnen ab?

Eine Zeit lang prallte das an mir ab. Mittlerweile leider nicht mehr, weil ich merke, wie sich die Gesellschaft verändert und wie das Internet das widerspiegelt. Früher konnte ich mir einreden, dass das nur ein paar Leute im Internet sind – und nicht die echte Welt. Heute merke ich, dass auch in der echten Welt Kommentare zunehmen. Die Art und Weise, miteinander umzugehen, hat sich verändert. Viele Menschen fühlen sich sehr schnell provoziert. Das macht mich traurig und nimmt mir manchmal die Hoffnung. Es hat auch damit zu tun, wie sich der Umgang mit Medien verändert hat.

Inwiefern?

Viele lesen Texte nicht zu Ende. Sie schnappen in einem Text irgendwo ein Wort auf, das sie provoziert, schauen sich den Text nicht weiter an und schreiben dann etwas total Unpassendes und Beleidigendes in die Kommentare. Das Schlimme ist, das sind echte Menschen. Ich kann auf deren Profile klicken und sehe, wo sie wohnen oder arbeiten. Teilweise sehen sie so nett aus, dass ich mir denke: Ich hätte nie erwartet, dass diese Frau einer anderen Frau so etwas schreibt.

War das früher anders?

Ja, früher bin ich auf so ein Profil gegangen und habe gesehen, dass es fake ist. Wenn es echt ist macht mir das Angst, denn diese Menschen machen einen relevanten Teil unserer Gesellschaft aus. Ich frage mich: Wie können wir wieder zueinander finden? Wie können wir miteinander reden, wenn sich keiner mehr zuhört? Ist das unser Deutschland? Das sollte es doch nicht sein!

Gehen Sie juristisch gegen Hasskommentare vor?

Manchmal kriege ich furchtbare Nachrichten von Männern, die mir Penisfotos und Fantasien schicken. Manchmal zusammen mit rassistischen Kommentaren. Gegen so etwas gehe ich vor. Beispielsweise mit Unterstützung von hateaid.org. Aber es gibt viele andere Kommentare und Hassnachrichten, die ich nicht zur Anzeige bringe. Sonst käme ich zu nichts Anderem. Ich will diese Kommentare nicht immer wieder lesen und mich damit beschäftigen. Ich mache heute öfter Handy-Pausen als früher.

Schützen Sie sich noch auf andere Art?

Ich könnte jemanden finden, der die Kommentare für mich vorsortiert. Aber das mache ich gerne selbst, weil ich überwiegend positive Nachrichten bekomme. Ich könnte die Kommentare einschränken, aber ich finde es wichtig, dass sie auch von anderen gelesen werden. Unter YouTube-Videos werden Kommentare häufig gelöscht, was einerseits gut ist. Andererseits sollten Menschen, die nicht von Rassismus oder Sexismus betroffen sind, auch lesen, was andere Menschen erleiden müssen. Sonst glaubt mir irgendwann keiner mehr, wenn ich sage: Das ist schlimm. Wie kann es sein, dass ein 22-Jähriger mir heute schreibt, ich solle nach Hause gehen und Baumwolle pflücken? Wo hat der das her? Deshalb lasse ich das stehen.

In einem Interview mit der Vogue haben Sie erzählt, dass es einen besonderen Zusammenhalt in der Community Schwarzer Medienschaffender gibt. Worin besteht der?

Ich glaube, es gibt zunächst einmal einen besonderen Zusammenhalt Schwarzer Menschen. So wie Frauen sich untereinander oft verstehen, ohne dass man viel sagen muss. Oder wenn man im Ausland einen Deutschen trifft, da hat man auch oft ein Zugehörigkeitsgefühl. Genau so ist das in der Schwarzen journalistischen Community. Ich kann Fragen stellen, die ich weißen Journalist:innen nicht stellen würde.

Zum Beispiel?

Wenn ich das Gefühl habe, für eine Sache benutzt zu werden und ein Token zu sein. Dann kann ich jemanden aus der Schwarzen Community fragen, wie er oder sie das sieht. Das ist eine emotionale Unterstützung. Eigentlich sollte es überall so sein: Wer eine Tür öffnet, soll sie offenhalten für diejenigen, die nachkommen. Aber ich glaube, bei Schwarzen Journalist:innen ist das auf eine besondere Weise der Fall. Deshalb brauchen wir Journalist:innen verschiedener Herkünfte. Einfach, weil sie unterschiedlich an Themen herangehen.

Das Vertrauen in klassische Medien sinkt seit Jahren. Was glauben Sie, warum?

Ich beschäftige mich sehr mit dieser Frage und auch damit, was ich persönlich dagegen tun kann. Es kommt häufig vor, dass ich beispielsweise poste, für welches Format ich gerade drehe. Und dann kommentiert jemand „Lügenpresse“. Oder „euren links-grün-versifften Müll, den wollen wir nicht hören“. Ähnliche Kommentare lese ich auch bei anderen Kolleg:innen.

Wie können wir dieses Vertrauen wieder herstellen?

Wie soll das gehen, wenn uns gar nicht mehr richtig zugehört wird? Ich fühle mich ohnmächtig und habe das Gefühl, dass das Problem zu spät gesehen wurde, dass es vielleicht schon zu spät ist, um nach Lösungsansätzen zu suchen. Trotzdem kann ich gerade die jungen Leute manchmal verstehen.

Inwiefern?

Die jungen Menschen hängen auf TikTok ab und hören von irgendeinem TikToker, dem sie vertrauen: „Schaut mal hierhin, schaut mal dorthin“. Wenn du als Jugendlicher noch nicht so weit entwickelt bist, und da ist eine Person, der du vertraust, dann geht es ganz schnell, dass du in falschen Kreisen landest. Ich verstehe, wo das herkommt, aber ich finde es sehr besorgniserregend.

Gerade auf TikTok sind inzwischen viele seriöse Medien aktiv.

Und das klappt zum Glück auch gut, zum Beispiel bei der tagesschau. Auf Instagram haben tagesschau-Posts oft jugendsprachliche, krasse Headlines. Manchmal fühle ich mich dann alt und denke: Na, das ist jetzt aber nicht so gut. Aber wenn ich genauer darüber nachdenke, ist es genau richtig, denn so bekommen sie die Aufmerksamkeit der jungen Leute. Man muss dieses Spiel wahrscheinlich mitspielen. Und gleichzeitig schreiben Leute in den Kommentaren: Wenn die tagesschau jetzt schon so schreibt – wer ist denn dann noch seriös? Ich glaube, da müssen wir Medienschaffenden noch den richtigen Umgang finden.

Bei Ihrer Arbeit haben Sie viel mit jungen Menschen zu tun. Sprechen Sie mit ihnen darüber, was sie gucken und ob sie überhaupt noch lesen?

Ja, und die Spanne ist riesig. Früher gab es Leitmedien oder auch bestimmte Musikrichtungen, denen die große Masse gefolgt ist. Und heutzutage gibt es so viele Angebote und Möglichkeiten, dass sich die jungen Leute ganz unterschiedlich aufstellen.

Sprechen Sie mit ihnen über Medienvertrauen?

Das müsste ich häufiger tun. Ich gehe fälschlicherweise immer davon aus, dass den Medien vertraut wird. So ein Grundvertrauen ist für mich selbstverständlich. Aber wenn ich höre, wie wenig Jugendliche Medien vertrauen oder davon ausgehen, dass absichtlich Falschinformationen geteilt werden, dann bin ich erschüttert.

Haben Sie das Gefühl, Jugendliche können zwischen echten und falschen Informationen unterscheiden?

Natürlich sollte ihnen das in der Schule beigebracht werden, aber auch Erwachsene sollten lernen, zu unterscheiden: Ist das KI-generiert oder nicht? Ich habe ja selbst schon Sachen im Internet gesehen, von denen ich erst dachte, das ist echt. Und dann war es doch KI-generiert. Und wenn ich – die ständig im Netz unterwegs ist – das schon denke, wie soll dann meine Oma das verstehen? Oder eine junge Person?

Was müssen die Plattformen Ihrer Meinung nach ändern?

Sie müssten Faktenchecks durchführen und kennzeichnen. Aber wie soll das funktionieren bei all den Inhalten, die ständig geteilt werden? Es gibt zwar mittlerweile automatisierte Faktenchecks, nur sorgen die dafür, dass Dinge gelöscht werden, die gar nicht gelöscht werden sollten. Und es sollte eine klare Kennzeichnung geben: Was sind Fakten und was ist eine Meinung? Was ist eine Nachricht? Und was eine gesicherte Quelle? Aber fast noch wichtiger finde ich die Verantwortung der Plattformen für ihre Algorithmen. Wer heute ein populistisches Video sieht, dem werden weitere populistische Videos angezeigt und die Person bekommt den Eindruck: Alle sind hier derselben Meinung.

Zum Schluss noch eine andere Frage: Das interaktive funk-Format follow me.reports über die Lebenswelten junger Menschen, für das Sie in den vergangenen acht Jahren gearbeitet haben, wurde kürzlich abgesetzt. Was machen Sie als nächstes?

Mein NDR-Talkformat deep und deutlich geht jetzt nach einer Sommerpause weiter. Darauf freue ich mich schon sehr. Und dann steht etwas Größeres an, über das ich noch nicht sprechen kann.

Catalina Schröder arbeitet als freie Reporterin unter anderem für das Wirtschaftsmagazin Impulse, die Zeit und Deutschlandradiokultur.