Jeannette Gusko

Jeannette Gusko wird Correctiv-Geschäftsführerin

31.08.2022

Exklusiv: Ab 1. September erweitert das Recherchezentrum Correctiv seine Geschäftsführung: Gründer und Publisher David Schraven führt künftig gemeinsam mit Jeannette Gusko. Das Antrittsinterview. Von Anna Friedrich

Neu in der Correctiv-Geschäftsführung: Jeannette Gusko. (Foto: Romy Geßner)

journalist: Frau Gusko, Sie steigen am 1. September in die Geschäftsführung von Correctiv ein. Sie kommen von der Advocacy-Organisation Future_s, und haben vorher die Spendenplattform GoFundMe in Deutschland, Österreich und der Schweiz geleitet. Wie geht das zusammen, eine journalistische Organisation zu führen und gleichzeitig keine Journalistin zu sein?

Jeannette Gusko: Das Fachfremde ist kein Ausschluss, sondern eine ideale Ergänzung. Ich kenne Correctiv schon lange und bin beeindruckt von der Vision. Die Idee der redaktionellen Gesellschaft, dass Menschen einbezogen werden und Inhalte produzieren können, ist einzigartig. Das fördert nicht nur das Interesse am Journalismus, sondern auch die gesellschaftliche Teilhabe. David Schraven und ich haben sehr verschiedene Hintergründe. Ich bin zwar keine Journalistin, kann aber meine Expertise einbringen, zum Beispiel im persönlichen und institutionellen Fundraising, beim Aufbau von Communities und digitalen Geschäftsmodellen. Ich glaube, dass uns das erfolgreich machen wird. Wir werden in jedem Fall berichten, wie es uns so ergeht.

Wie sieht Ihre Zusammenarbeit künftig aus?

Wir sind als Geschäftsführerin und Geschäftsführer gleichberechtigt, teilen uns aber die Aufgaben auf. David Schraven hat als Gründer und Publisher die inhaltliche Verantwortung, ich kümmere mich vor allem um Geschäftsentwicklung sowie die strategische und organisatorische Weiterentwicklung. Ich arbeite 80 Prozent bei Correctiv. Wir wollen die Vielfalt in unserer Gesellschaft besser abbilden und auch unserem Team moderne Führung vorleben. Vor drei Jahren hat Correctiv beispielsweise die Chefredaktion mit einer Doppelspitze besetzt. 2021 wurde sie zur Chefredaktion des Jahres gewählt.

„Unsere Gesellschaft ist in vielen Bereichen gespalten, politische und wirtschaftliche Entwicklungen machen den Menschen Angst. Wir wollen Journalismus bieten, der die Demokratie und die Gesellschaft stärkt.“

Schraven sitzt in Essen, Sie in Berlin. Wie funktioniert das in der Praxis?

Correctiv hat zwei Hauptstandorte, an denen jetzt jeweils ein Geschäftsführer sitzt. Ich bin gebürtige Berlinerin, daher passt das ganz gut. Wir sehen uns regelmäßig persönlich, arbeiten aber die meiste Zeit hybrid. Das Tandem aus David Schraven und mir ist vor allem die Kombination zweier Menschen mit verschiedenen Hintergründen, Perspektiven und Kompetenzen, die uns erfolgreich machen.

Was steht jetzt auf Ihrer Agenda?

Unsere Gesellschaft ist in vielen Bereichen gespalten, politische und wirtschaftliche Entwicklungen machen den Menschen Angst. Wir wollen Journalismus bieten, der die Demokratie und die Gesellschaft stärkt. Unsere investigativen Recherchen sollen nicht nur systemische Missstände ans Licht bringen, sondern vor allem dazu beitragen, dass die Menschen selbstbewusste Entscheidungen treffen können.

„Wir wollen die Vielfalt in unserer Gesellschaft besser abbilden und auch unserem Team moderne Führung vorleben.“

Wie setzen Sie das konkret um?

Wir haben drei strategische Ansätze entwickelt: Wir wollen uns stärker an der veränderten Lebensrealität orientieren, nah an den Menschen und ihren Bedürfnissen arbeiten. Das heißt beispielsweise, dass wir mit ihnen gemeinsam überlegen, welche Recherchen es braucht, damit der Lokalteil Ortsgespräch bleibt. Gleichzeitig wollen wir ihnen helfen, landesübergreifende Entwicklungen wie die Europapolitik besser zu verstehen. Außerdem wollen wir sie stärker und auf Augenhöhe einbinden. Deshalb wird es im zweiten Schwerpunkt auch verstärkt um das „Wie“ unserer Arbeit gehen. Da wollen wir uns weiterentwickeln. Der dritte große Punkt sind der Klimawandel und die gesellschaftliche Spaltung. Wir wollen Zusammenhänge erklären und die Komplexität abbilden – mit und für unsere Leserinnen und Leser.

Anna Friedrich ist Redakteurin in der Kölner Wirtschaftsredaktion Wortwert.

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