Podcast: Druckausgleich

"Lass uns mal über Querdenken-Demos reden"

23.01.2022

Die zweite Staffel des journalist-Podcasts Druckausgleich beginnt: In der ersten Folge sprechen Annkathrin Weis und Luca Schmitt-Walz über Gewalt und Drohungen gegen Journalist:innen.

"Höchste Zeit, dass wir wieder sprechen." Der journalist-Podcast mit Annkathrin Weis und Luca Schmitt-Walz geht in Staffel 2. (Foto: Kurt Sauer)

Luca: Hey Annkathrin, good to be back mit der zweiten Staffel Druckausgleich! Endlich kann ich wieder meckern, rumschreien und mich über die Medienbranche aufregen. Ich hab das echt vermisst.

Annkathrin: Ui, ich kann mich also wieder auf einen lauten Luca einstellen?

Luca: Klar!

Annkathrin: Für mich war es echt mal Zeit, zurückzutreten und zu reflektieren. Aber: Wir arbeiten immer noch freischaffend als Journalist:innen, also eine richtige Pause war das ohnehin nicht. Vor allem bei dir, du hast dich in den letzten Wochen in ganz schöne Extreme gewagt.

Luca: Yes, absolut. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass mein Job für mich zur Gefahr wird. Ich war viel auf Querdenken-Demos in meiner Wahlheimat Sachsen unterwegs. Habe zwei Filme darüber gedreht – ich sag mal so: Mittlerweile kennt man mich da und hat auch versucht, mich physisch zu behindern.

Annkathrin: Das ist so absurd. Im vergangenen Jahr hat sich die Situation so verschärft. Ich bin froh, dass unter #AusgebranntePresse nun auch offen darüber gesprochen wird. Beleidigungen, physische Gewalt, Drohungen und Angst davor, nach den Demos verfolgt zu werden, das ist nun sogar in Deutschland nicht mehr abwegig, sondern fast „normal”.

Luca: Und das auch viel bei jungen Kolleg:innen. Uns hat ein Lokaljournalist eine Sprachnachricht geschickt, in der er uns erzählt, dass schon ein wütender Mob vor dem Verlagsgebäude stand und er sich nun fragt, wie krass er und sein privates Umfeld gefährdet sind. Und Sarah aus den Niederlanden fürchtet sich davor, dass jemand über das dortige Handelsregister ihre Adresse herausfindet – das kann ja auch hier bei Freien passieren, die ihre Anschrift im Impressum ihrer Website führen müssen. Wie real diese Angst ist, hab ich jetzt zu spüren bekommen.

Annkathrin: Bei dir hat nach deinen Filmen auch jemand deine Handynummer rausgefunden.

Luca: Ja. Ich glaube, man kann die Person schon als Verschwörungstheoretiker bezeichnen. Er hat mich nachts angerufen, was echt übergriffig ist. Immerhin: Er war nett und hat mich nicht beleidigt oder bedroht. Und er ist bisher meiner Bitte nachgekommen und hat meine Nummer nirgendwo veröffentlicht. Da hatte ich Glück. Es gibt ja auch Kolleg:innen, die trifft es deutlich krasser, zum Beispiel Julius Geiler, mit dem hast du ja lange gesprochen.

Annkathrin: Julius ist vermutlich einer der bekanntesten Köpfe in der Demoberichterstattung. Als einer der Ersten hat er die Querdenken-Szene begleitet. Und das nicht nur vom Rand oder mit Zeitungstexten, sondern auch sehr sichtbar, mit Videomaterial und Livetickern auf Twitter. Das hat ihn zum Experten auf dem Gebiet gemacht – aber eben auch zu einer echten Zielscheibe.

Luca: Es ist höchste Zeit, dass wir dieses Gespräch führen.

Druckausgleich – der Podcast für junge Medienschaffende. Hier Folge 1 der zweiten Staffel hören.

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