
Zusammenmontiert und lückenhaft: Nach Recherchen von Correctiv und journalist hat das ZDF seine Übersetzungspraxis geändert.
Im Januar hatten das Recherchezentrum
Correctiv und der
journalist über eine zweifelhafte Praxis im ZDF berichtet, wonach Korrespondenten des Senders in Reportagen und Nachrichtenstücken Interviews aus dem Ausland oft so zusammenraffen und wiedergeben,
dass die Originaltöne auf Russisch, Arabisch oder Chinesisch nicht mehr mit den übersetzten Voice-Overs zu den gezeigten Interviewsequenzen übereinstimmen. Nach Ansicht von
Correctiv und dem
journalist birgt diese Praxis des ungenauen Zitierens die Gefahr in sich, dass Zweifel an der gesamten Berichterstattung gesät werden und die Glaubwürdigkeit infrage gestellt wird. Die BBC untersagt daher entsprechende Zusammenschnitte in ihrer Auslandsberichterstattung.
Diesem Beispiel folgt nun auch das ZDF. In einer schriftlichen Anweisung der Chefredaktion an alle Korrespondenten heißt es jetzt: „Es dürfen grundsätzlich keine übersetzten Aussagen über eine bildliche Interviewsequenz montiert werden, die in dieser nicht enthalten sind. Das gilt auch für an anderer Stelle Gesagtes, das nicht über dem ausgewählten Interview-Ausschnitt zusammengezogen werden darf.“ Ein Sprecher des ZDF sagte, es gehe bei dieser Frage um „Exaktheit und Authentizität bei übersetzten O-Tönen in der Auslandsberichterstattung“. So dürfe vor und nach dem O-Ton in indirekter Rede paraphrasiert werden – „nicht aber über dem Originalton“.
Der journalist-Bericht vom Januar 2020: Hey Auslandsberichterstattung - Wir müssen reden!